Was können Angehörige tun bei Depressionen

Was können Angehörige bei Depressionen tun

Auch für Angehörige kann ein an Depression erkranktes Familienmitglied eine große Belastung sein. Es ist schwierig, wenn ein vormals fröhlicher, aktiver und kommunikativer Mensch auf einmal von Hoffnungslosigkeit geprägt ist und ohne Antrieb.

Vielleicht ist er nicht mehr in der Lage, seinen täglichen Arbeiten und Verpflichtungen nachzugehen, das Interesse an sich und seinem Umfeld schwindet rapide. Vielleicht schottet sich der Erkrankte komplett von seiner Umwelt ab, die hilflos versucht, den Betroffenen zu mobilisieren, oft ohne Erfolg.

Doch wie sollten sich Angehörige verhalten?

Zunächst sollten Angehörige anerkennen, dass es sich um eine Krankheit, und nicht eine gewollte Veränderung des Verhaltens handelt.  Die Krankheit anzuerkennen und auch Veränderungen in anderen Bereichen dieser Erkrankung zuzuordnen, ist ein wichtiger Schritt.

Das Verhalten von an einer Depression Erkrankten kann sich auch im Bezug auf andere Bereiche wie Ess- oder Schlafverhalten auswirken. Dinge, die vorher Freude hervorgerufen haben, werden nun vielleicht gleichgültig oder sogar negativ betrachtet. Dass dies durch die Depression verursacht wird, und nicht durch eine veränderte Beziehung zwischen dem Erkrankten und dem Angehörigen, ist sehr wichtig.

Eine ärztliche Behandlung wird dringend angeraten

Da Depressionen neben den psychischen Ursachen auch durch eine Stoffwechselstörung und damit dem Fehlen von Botenstoffen verursacht werden, ist eine ärztliche Behandlung dringenst angeraten. Man kann sich zuerst an den Hausarzt wenden, der den Erkrankten dann an entsprechend spezialisierte Fachärzte wie Neurologen und Psychiater und Nervenärzte überweist.

Da Depressive oft nicht den Antrieb und die Kraft für die Organisation eines Arztbesuches haben, sollte ein Angehöriger diese Kontaktaufnahme im Zweifel übernehmen. Insgesamt ist es wichtig, den Erkrankten zu unterstützen, um eine ärztliche Behandlung zu ermöglichen.

Die in den meisten Fällen kombinierte Therapie kann sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hinziehen, abhängig vom jeweiligen Erkrankungsgrad. Auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und die Beobachtung eventueller Nebenwirkungen sind wichtige Punkte, in denen ein Angehöriger oder Partner wichtige Unterstützung leisten kann.

Geduld und so wenig Ratschläge wie möglich

Auch wenn es manchmal schwerfällt. Ein Angehöriger sollte versuchen, geduldig zu sein. Scheinbar unbegründete Klagen und Schuldgefühle des Erkrankten sollte man sanft entkräften, jedoch nicht krampfhaft versuchen, den Erkrankten eines Besseres zu belehren. Es wird nichts nützen. Wichtig ist, das ein Angehöriger Mut macht, und wenn möglich die Aussicht auf Gesundung in den Vordergrund stellt.

Ratschläge hinsichtlich des Verhaltens des Depressiven oder auch Ratschläge zur Organisation des Alltags sind in vielen Fällen sinnlos. Wenn ein Angehöriger mit dieser Hilflosigkeit nicht umgehen kann und selber Hoffnungslosigkeit entwickelt, ist es wichtig, sich Rat und Beistand bei kompetenten Beratungsstellen zu holen. Eine Auflistung von möglichen Anlaufstellen gibt es weiter unten.

Gerade bei schweren Depressionen sind die Erkrankten teilweise nicht mehr in der Lage, die einfachsten alltäglichen Dinge wie Körperpflege, Nahrungszubereitung oder auch die Pflege des Wohnraums zu erledigen. Als Angehöriger sollte man den Erkrankten in diesen Belangen unterstützen.

Bevor es auch für den Angehörigen zu viel wird

Wie schon vorgenannt, kann eine Depression auch für die Angehörigen eine schwer belastende Situation darstellen. Wenn ein Angehöriger merkt, dass er selber keine Kraft mehr hat und die anstehenden Aufgaben nicht zu schaffen sind, sollte er sich dringend an entsprechende Beratungsstellen oder Hilfzentren wenden (Auflistung siehe unten).

Dann kann beraten werden, welche Maßnahmen eventuell sinnvoll und notwendig sind. Möglichkeiten sind zum Beispiel Hilfen in der Betreuung, der Wohnungspflege oder auch der psychischen Unterstützung. Viele Zentren bieten Telefon-Hotlines an, um rund um die Uhr für Hilfesuchende ansprechbar zu sein.  Wenn eine Betreuung und Hilfestellung für den Angehörigen nicht mehr möglich ist, sollte er nicht zögern, sich und dem Erkrankten zuliebe Beistand von außen zu suchen.

Weitere Informationen und Beratungstellen :

Eine wichtige Anlaufstelle sind die sozialpsychiatrische Dienste, die jeweils den Gesundheitsämtern der Städte und Kommunen angegliedert sind.

Eine Liste mit Links zu den sozialpsychiatrischen Diensten in den jeweiligen Städten finden Sie unten.  Es ist jedoch anzuraten, je nach benötigtem Standort gezielt nach dem passenden Dienst zu suchen, da es einerseits in größeren Städten nach Stadtteilen differenziert wird oder auch kleinere Gemeinden einen sozialpsychiatrische Dienst anbieten. Dies würde den Rahmen der Liste sprengen.

Sozialpsychiatrische Dienste – siehe Beitrag und Liste hierzu

Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. 

www.kompetenznetz-depression.de 

Depressionen-depression.net

Psychotherapie Informationsdienst

Comments 2

  1. Ähnlich wie Du es sagst, finde ich es wichtig, zu sehen, dass die Krankheit den Menschen verändert hat, nicht der Mensch sich selbst.
    Ergänzend zu Deiner Liste würde ich gern noch den Sozialpsychiatrischen Dienst als Hilf- und Beratungsstelle (auch für Angehörige) nennen, diesen Dienst gibt es meines Wissens nach in jeder größeren Stadt.

    Viele liebe Grüße

    1. Hallo Jacky,
      lieben Dank für Deinen Kommentar. Du hast natürlich vollkommen recht, ich werde den Dienst auf jeden Fall nachtragen, weil der wirklich wichtig ist. Ich möchte die Liste insgesamt noch erweitern, das braucht noch ein bißchen Zeit ;-). Ich wünsch Dir einen schönen Tag, Michi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert